Lípa Musica sucht in der Musik nach Hoffnung und Menschlichkeit.
Das internationale Musikfestival Lípa Musica hat sein diesjähriges Programm, das dramaturgische Konzept sowie den künstlerischen Garanten bekanntgegeben. Das Festival findet vom 5. September bis zum 1. November statt und verspricht in musikalischer Hinsicht ein vielfältiges und reichhaltiges Erlebnis. Die übergeordnete Botschaft des 24. Jahrgangs steht unter dem starken Untertitel „Musik, Menschlichkeit“ und erinnert daran, dass es gerade die Musik ist, die uns menschlich machen kann und mit ihren Mitteln in der Lage ist, Menschlichkeit zu definieren. Mit diesem Leitmotiv und dramaturgischen Konzept bezieht sich das Festival sowohl auf das 80. Jubiläum des Endes des Zweiten Weltkriegs als auch auf die immer drängenderen Fragen rund um Menschlichkeit und Menschenrechte in einer von Konflikten geprägten Welt.
„Musik wird oft als ein Raum der Freude, der Schönheit und des Rückzugs aus dem Alltag wahrgenommen. Doch es wäre ein Fehler, sie auf diese Dimension zu reduzieren. Musik trägt eine weitaus tiefere Botschaft in sich, sie ist ein Spiegel menschlicher Emotionen, sie kann uns berühren, durch die Dunkelheit führen und uns Katharsis schenken. Sie ist nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Mittel zur Reflexion schwieriger Themen, zum Verständnis von Schmerz und Hoffnung“, erläutert Martin Prokeš, Leiter des Festivals, die Dramaturgie.
Das Thema Menschlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch viele der aufzuführenden Projekte. Dem Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs ist ein feierliches Konzert am 24. Mai in der Wallfahrtskirche in Hejnice gewidmet, bei dem Werke von Mahler und Martinů durch das Sinfonieorchester des Tschechischen Rundfunks, den Cellisten Tomáš Jamník und die Mezzosopranistin Bella Adamova dargeboten werden.
Für das Konzert, das live im Tschechischen Rundfunk Vltava übertragen wird, gibt es nur noch wenige Karten, also zögern Sie nicht!
Auch das Eröffnungskonzert am 5. September greift das Thema Menschlichkeit, die Verbundenheit des Menschen mit der Landschaft und die Dimension der Menschenrechte auf. Dort wird das Werk „Her Country“ von Nikol Bóková aufgeführt. Ihrer aktualisierten Reflexion über Smetanas Zyklus „Mein Vaterland“ werden zwei eigens für das Festival komponierte Werke vorausgehen. Eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte der Grenzregion stellt das Projekt „Der hölzerne Christus“ dar, dessen zentrales Werk die gleichnamige Komposition von Jan Hanuš ist. Der Liederzyklus nach Texten des Dichters Kamil Bednář, interpretiert vom Bassisten Pavel Švingr und begleitet vom Pianisten Zdeněk Klauda, wird in der Nikolaikirche in Drchlava aufgeführt. Diese Kirche, die in den Jahrzehnten nach dem Krieg von Zerstörung und Desinteresse betroffen wurde, gelingt es nun langsam aus ihrem Zustand klinischen Todes zu retten. Die Gedichte, die aus dem Bedürfnis des Autors heraus entstanden sind, sich zu den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs zu äußern, bieten in Verbindung mit dem Ort dem Publikum die Möglichkeit, die Essenz des Grenzlandsyndroms zu erleben. Eine humanistische Botschaft trägt auch der Auftritt des größten ausländischen Stars dieses Festivaljahrgangs, des katalanischen Musikers Jordi Savall, Träger des Titels „UNESCO-Künstler für den Frieden“, dem es seit Jahrzehnten gelingt, Kulturen verschiedener Sprachen und Religionen zu verbinden, vor allem im östlichen und westlichen Mittelmeerraum. Musik als Akt kulturellen und sprachlichen Gedächtnisses präsentiert auch der kanadische Sänger Jeremy Dutcher in einem Projekt zur Wiederbelebung der bedrohten indigenen Sprache Wolastoqey. Dutchers Debüt in Tschechien stellt einen natürlichen Höhepunkt dieser dramaturgischen Linie dar.
Ein weiterer Aspekt der diesjährigen Ausgabe ist die Rückkehr. Das Festival kehrt nach Jahren in die erneuerte Basilika in Jablonné v Podještědí zurück, in den malerischen Wallfahrtsort Horní Police, das ebenfalls vorbildlich rekonstruiert wurde, und nach Oybin, wo unter freiem Himmel ein Sommerprolog mit dem Collegium Marianum von Jana Semerádová und dem Ensemble Flair von Jan Rokyta stattfindet. Nicht fehlen wird auch der beliebte Festivalort in Zahrádky, wo der junge Cembalist Jiří Havrlant in einem Solorezital auftreten wird. Apropos Rückkehr: Eine besondere Bedeutung hat sie auch für die Pianistin Kristina Henckel, die in den USA lebt und dort erfolgreich tätig ist. Česká Lípa ist jedoch ihre Geburtsstadt, und das Konzert mit dem Klarinettisten Milan Řeřicha wird für sie ein emotionales Heimkehrerlebnis.