Musikalische Tipps für den Sommer von Bella Adamová
Nach den Tipps von Martin Prokeš und Tomáš Jamník folgt nun der dritte und letzte Teil unserer Sommerreihe. Diesmal haben wir die Mezzosopranistin Bella Adamova angesprochen, die das Festivalpublikum beim Festkonzert in Hejnice erleben durfte. Ihre Auswahl wird Sie vielleicht überraschen – sie ist aber ebenso vielschichtig und ehrlich wie sie selbst.
Ich höre unglaublich gern ganze CDs von Anfang bis Ende. Das ist eine Gewohnheit aus meiner Kindheit, als meine Schwester und ich mit Alben von Jennifer Lopez (bei This is me… then kann ich bis heute genau den nächsten Ton eines kommenden Tracks treffen), Nelly Furtado oder Christina Aguilera eingeschlafen sind. Den Zugang zur Klassik habe ich erst später gefunden, aber auch dort schätze ich am meisten Aufnahmen mit einer originellen, bis ins Detail durchdachten Dramaturgie.
Kendrick Lamar: To Pimp a Butterfly
Ein Meisterwerk, ein von Anfang bis Ende perfekt durchdachtes Album – konzeptionell, inhaltlich, klanglich sehr vielfältig und stimmungsmäßig ausgewogen. Kendrick zaubert mit verschiedenen Farben und Lagen seiner Stimme, was seinen Rap auf eine höhere Ebene hebt. Das Sahnehäubchen ist das Ende des Albums, wo er Aufnahmen von Gesprächen mit Tupac mit eigenen Fragen an ihn und instrumentalen Jazz mischt.
Otto Klemperer, Fritz Wunderlich, Christa Ludwig, Philharmonia Orchestra, New Philharmonia Orchestra
Mahler: Das Lied von der Erde
Für mich die beste Aufnahme von Das Lied von der Erde – meinem Lieblingswerk. Fritz Wunderlich und Christa Ludwig sind hier in absoluter Höchstform. Es gibt keinen Tenor, den ich lieber höre, und Ludwig hatte wirklich einen unverwechselbaren Klang mit einer starken Bruststimme, auf der der Rest ihrer Stimme aufbaute. Das erlaubte, dass ihr Gesang selbst im Pianissimo stets ein Kern hatte und über das Orchester hinweg hörbar blieb. Am meisten liebe ich jedoch die Wehmut in ihrem Klang, die sie sofort erkennbar macht. Otto Klemperer, ein Freund Mahlers, dirigiert ohne Ego und lässt diese eindrucksvolle Musik für sich sprechen, ohne sie mit unnötiger romantischer Sentimentalität zu überfrachten.
Cecile McLorin Salvant: The Window
Ich konnte mich nicht zwischen Clap Hands, Here Comes Charlie! von Ella Fitzgerald und diesem Album entscheiden, um meine Liebe zum Jazz zu repräsentieren. In meiner Jugend wollte ich Ella sein, heute wünsche ich mir manchmal, ich wäre Cecile gefolgt. Sie ist die perfekte Verbindung von klassischem Jazz und gegenwärtigem Empfinden. Ihre Technik ist fast aus der alten Schule; man hört ihr Barockstudium in der Art, wie sie einzelne Wörter färbt, sodass sich darin deren Bedeutung widerspiegelt. Sie beherrscht ihre Stimme vollkommen und ist emotional ehrlich – es ist klar, dass alles, was sie tut, dem Text dient. Bei diesem Album habe ich schon unzählige Male im Flugzeug oder Zug geweint, und in meinem Herzen hat es einen ganz besonderen Platz.
Christoph Prégardien, Michael Gees
Schubert: Lieder von Abschied und Reise
Mein Lieblingsalbum mit Schubert-Liedern – eine hervorragende Auswahl, die sowohl Klassiker als auch weniger bekannte Stücke enthält. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Prégardien und Gees sind für mich ein großartiges Duo, weil sie sich wirklich ergänzen und ausgleichen. Es gibt keinen anderen Liedpianisten wie Michael Gees: Er lässt die Musik durch sich selbst leben, während Christoph Prégardien sie erdet – im allerbesten Sinn. Er nutzt das gesamte Spektrum an Farben, das ihm zur Verfügung steht, und selbst strophische Lieder gestaltet er so, dass sie niemals langweilen. Diese Aufnahme rührt mich sehr.