„Der Film Nostalghia ist aus meiner Sicht die beste Lektion. Das zentrale Thema ist Kunst und geistige Konflikte, die Nostalgie ist etwas, was unsere innere Welt definiert.“

Jiří Havrlant

Konzert bei Kerzenschein

Tarkowskis Nostalghia

Jiří Havrlant

Sa/20/9/19 Uhr

Zahrádky, Barbarakirche

1:10

Konzert bei Kerzenschein / Tarkowskis Nostalghia

Sa/20/9/19 Uhr / Zahrádky, Barbarakirche

Jiří Havrlant, Cembalo

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Capriccio sopra la lontananza de il fratro dilettissimo BWV 992 B-Dur
I. Arioso. Adagio. „Ist eine Schmeichelung der Freunde, um denselben von seiner Reise abzuhalten“
II. „Ist eine Vorstellung unterschiedlicher Casuum, die ihm in der Fremde könnten vorfallen“
III. Adagiosissimo. „Ist ein allgemeines Lamento der Freunde“
IV. „Allhier kommen die Freunde, weil sie doch sehen, dass es anders nicht sein kann, und nehmen Abschied“
V. Aria di Postiglione. Allegro poco
VI. Fuga all’imitatione di Posta

Suite ténébreuse in c moll:
Pierre-Claude Foucquet (1694-1772)
Les Forgerons, Le Concert des Faunes etc. IIIème Livre (1758)
Allemande L’Absence ou la Solitaire

Joseph-Nicolas-Pancrace Royer (1703-1755)
Pièces de clavecin, Premier Livre
Allemande
La Sensible (Rondeau)

Jacques Du Phly (1715-1789)
Quatrieme livre de pièces de clavecin
La Pothüin (Rondeau)

Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784)
Fantasie c-Moll FK 15
Fuge c-Moll F32

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Fantasie fis-Moll H. 300

Die vielversprechende Zukunft des Cembalos

Der junge Cembalist Jiří Havrlant

In seinem neuen Programm bietet Jiří Havrlant eine Antwort auf die Frage, was Tarkowskis Nostalghia mit den Komponisten des 18. Jahrhunderts gemeinsam hat. Ursprünglich wurde der Begriff Nostalgie als schmerzliche, fast krankhafte Heimsucht verstanden. In der Kunst jedoch wandelt sich diese Heimsucht zu einem viel breiteren Begriff. Sie wird zu einem existenziellen Attribut des Künstlers – eines Menschen, der das für immer Verlorene vergegenwärtigt und zum Leben erweckt. Diese sensible Inventur der eigenen Vergangenheit sagt zugleich etwas über die Persönlichkeiten der Autoren aus. Nostalgie in der Kunst verweist auch auf Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit, auf die Sehnsucht nach einem Ideal unter Einbeziehung einer breitestmöglichen Skala an Mitteln. Die Notenschrift einer nostalgischen Erinnerung steht über der stilistischen Verankerung der Musik, sie ist ein Universum an sich und schwebt meditativ über den Konventionen der Zeit. Das Konzertprogramm widmet sich genau jenen Autoren, die in ihrem Streben nach künstlerischem Ausdruck der Nostalgie über die Grenzen des Alltags ihrer Zeit hinaus begaben.

„Dieses Konzert möchte ich einem großen Lehrer der Ästhetik, einem Giganten des Films widmen, dank welchem ich allmählich zu Bergman und Tarkowski fand und der viele meiner eigenen nostalgischen Erinnerungen prägte: dem kürzlich verstorbenen David Lynch.“

Jiří Havrlant

  • !Jiří Havrlant, French overture

Bei der Gestaltung des Programms spielte Jiří Havrlant auch mit der Reihenfolge der Stücke. In der Barockmusik wurden bestimmten Tonarten verschiedene Affekte und Stimmungen zugeordnet. Daher beginnt das Konzert mit Bach dem Älteren in der heiteren und glanzvollen Tonart B-Dur. Der Konzertabschnitt Suite ténébreuse wird von dem düsteren c-Moll dominiert und der Abend findet seinen Abschluss und Höhepunkt mit einem Werk von Bachs Sohn in fis-Moll, einer verschleierten, unklaren Tonart, die laut dem deutschen Dichter und Komponisten C. F. D. Schubart voller Groll und Unzufriedenheit sei und die Leidenschaften zerreißt wie ein bissiger, böser Hund die Kleider.

„Jiří Havrlant spielt das Instrument so, dass der Zuhörer erstaunt ist über die Farben, Rhythmen und Tempi, die auf diesem Instrument gespielt werden können.“

Alena Sojková

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